Samstag, 9. Januar 2016

Was is donn jetz das Maugele?

Was aber nun ist eigentlich „maugele“?


Meine Eltern sagen: Ein umfassender Ausdruck für Dinge, die ziehen, reifen, in Ruhe gelassen werden müssen.

Ich habe nachgeforscht, wo das Wort noch vorkommt.

Gefunden habe ich es als Erstes im Märchen „Das Stuttgarter Hutzelmännlein“ von Eduard Mörike. Da heißt es:
Es traten ferner ein fünf Wurstelmaukeler156. Das waren von Alters her bei der Stuttgarter Faßnacht fünf Metzgerknechte, mit Kreuzerwürsten über und über behangen, daß man sonst nichts von ihnen sah. Sie hatten jeder über das Gesicht eine große Rindsblase [237] gezogen, mit ausgeschnittenen Augen, das Haupt bekränzt mit einem Blunzen-Ring157. Wenn es nachher zur Mahlzeit ging, dann durften die Kinder der Stadt, für die kein Platz war an den Tischen, kommen, und durfte sich jedes ein Würstlein abbinden, der Maukeler hielt still und bückte sich, wenn es nöthig war; dazu wurden Wecken in Menge vertheilt.

Und in einer erklärenden Fußnote:

156 [236] Wurstelmaukeler, maucheln, maukeln, maunkeln, mockeln, vermockeln, verstecken, heimlich zu Werke gehen, betrügen (bemogeln); daher Butzenmaukeler, die verkleidete Person, welche ehemals an Fastnachten an Nicolai oder zu Weihnachten, die Kinder zu erschrecken, aufgestellt wurde. Die Verbindung mit Wurst in unserem Text ist willkührlich und diese Gestalt dem Pfingstlimmel nachgebildet. Es war dieß ein Knabe, welcher zur Pfingstzeit, vom Scheitel bis auf die Füße ganz mit frischem Grün und Feldblumen umflochten, entweder zu Fuß oder auf einem Pferde sitzend und von zwei anderen Burschen geführt, in der Stadt oder im Dorf herumzog. Den Kopf bedeckte eine ellenlange, spitze Kappe von Laubwerk und das Gesicht war zuweilen mit Baumrinde verlarvt. Der Verf. fand diese Sitte noch auf der Alb, in Ochsenwang. Zu Augsburg, wo man Schilf zu der Verkleidung nahm, hieß ein solcher Knabe der Wasservogel.


Aber auch aus dem Töpferwesen gibt es einen ähnlichen Begriff:

mauken

keramische Massen feucht lagern zur Erhöhung der Bildsamkeit.


Ja, ja, ja: Und natürlich gibt es auch die Mauken. Dazu heißt es im Ruhrpott:

Mauken
Füße; "Käsemauken" - schuhlose Füße, die möglicherweise stinken ("Nimm deine Käsemauken von Tisch, sonz gibt Knies inne Bude!")

Als nächstes finde ich eine Anmerkung:

Also suchen wir weiter bei den Schweizern. Da finde ich den Ausdruck mauglä:


mauglä einnachten / dämmern

(http://www.dialektwoerter.ch/ch/m.html)

Das scheint mir jetzt eher nicht zum maugele zu passen.

Aber suchen wir weiter:

mogeln — Vsw std. stil. (18. Jh.) Stammwort. Herkunft unklar. Vielleicht liegt eine Variante zu maucheln, auch maugeln heimlich tun, verstecken (meucheln) vor. mucken. ✎ Weißbrodt, E. ZDPh 60 (1935), 211 213; Birnbaum, S. A. ZDPh 74 (1955), 225 248; Wolf …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

Also weiter suchen mit maucheln, und da findet sich was Brauchbares im Pfälzer Wörterbuch:

  maucheln schw.: 'in der Mauke2 sorgfältig reifen lassen', mauchle [  BZ-Dernb]; vgl. PfWB mauken1 1 a.

Und:

mauchen 'reifen' s. PfWB mauken1.


Und hier findet sich jetzt auch die Bedeutung, wie sie im Sprachgebrauchmeiner Eltern gemeint ist:

mauken1, mauchen schw.:
1.
a. 'in der Mauke2 ausreifen lassen', mauke (maugə) [verbr. wie PfWB Mauke2], mauche (mauxə) [verbr. wie PfWB Mauche2, PfId. 92]; vgl. PfWB maucheln, PfWB mautigen; Obs m. [  BZ-Dernb]. Er loßt die Äppel m. [ Gal-Brig]. —
b. '(Fleisch) durch längeres Hängen mürbe werden lassen', mauke [ Don-Tscherwk]. —
c. 'faulen'. De Mischt maucht [  LA-Rhodt]. —
2. übertr.
a. 'heranreifen'. E Sach muß mauke [KL-Gimsb u. Umg.]. —
b. 'hinausschieben, unerledigt lassen', mauche [  KL-Pörrb]. —
c. 'verheimlichen', mauke [ Don-Schowe Torscha]. — Mhd. mûchen 'verstecken' ( Lexer Lexer I 2211). — Südhess. IV 576 and. Bed.; RhWB Rhein. V 968; ElsWB Els. I 648.


Scheint, der Begriff ist von Süden her übers Glantal nach Hundsbach gekommen...

... obwohl, im Hessischen finde ich auch noch etwas:

Da ist die Mauke eine Grube, in der Wintervorräte aufbewahrt werden.

Und das ehrwürdige Schwäbische Wörterbuch von Johann Christoph von Schmid 1831 enthält umfassende etymologische Erläuterungen:















































Aha, das Maukennest. Der Ort, wo Kinder ihre Näschereien verstecken. Kenn ich.

Also halten wir fest: De Schinge maugelt noch e bissje, bis er reif is. Er hatt aach schunn im Salz gemaugelt. Doh war donn der Sülper die Mauke. Die Wutz war fer de Schinge unn fer die Worschd gemeuchelt wor. Bei de Qualidäd werd awwer net gemauschelt un aach net gemogelt. Awwer wenn e Gaul die Mauke hott, hilft der käh Maukeler meh.

Wie, das hosche jetz net krieht?

Ei donn lorres halt noch e bissje maugele!

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