Was
aber nun ist eigentlich „maugele“?
Meine
Eltern sagen: Ein umfassender Ausdruck für Dinge, die ziehen,
reifen, in Ruhe gelassen werden müssen.
Ich
habe nachgeforscht, wo das Wort noch vorkommt.
Gefunden habe ich es als Erstes im Märchen
„Das Stuttgarter Hutzelmännlein“ von Eduard Mörike. Da heißt
es:
Es traten ferner ein fünf Wurstelmaukeler156. Das waren von Alters her bei der Stuttgarter Faßnacht fünf Metzgerknechte, mit Kreuzerwürsten über und über behangen, daß man sonst nichts von ihnen sah. Sie hatten jeder über das Gesicht eine große Rindsblase [237] gezogen, mit ausgeschnittenen Augen, das Haupt bekränzt mit einem Blunzen-Ring157. Wenn es nachher zur Mahlzeit ging, dann durften die Kinder der Stadt, für die kein Platz war an den Tischen, kommen, und durfte sich jedes ein Würstlein abbinden, der Maukeler hielt still und bückte sich, wenn es nöthig war; dazu wurden Wecken in Menge vertheilt.
Es traten ferner ein fünf Wurstelmaukeler156. Das waren von Alters her bei der Stuttgarter Faßnacht fünf Metzgerknechte, mit Kreuzerwürsten über und über behangen, daß man sonst nichts von ihnen sah. Sie hatten jeder über das Gesicht eine große Rindsblase [237] gezogen, mit ausgeschnittenen Augen, das Haupt bekränzt mit einem Blunzen-Ring157. Wenn es nachher zur Mahlzeit ging, dann durften die Kinder der Stadt, für die kein Platz war an den Tischen, kommen, und durfte sich jedes ein Würstlein abbinden, der Maukeler hielt still und bückte sich, wenn es nöthig war; dazu wurden Wecken in Menge vertheilt.
Und
in einer erklärenden Fußnote:
156
[236]
Wurstelmaukeler, maucheln, maukeln, maunkeln,
mockeln, vermockeln, verstecken, heimlich zu Werke gehen, betrügen
(bemogeln); daher Butzenmaukeler, die verkleidete Person, welche
ehemals an Fastnachten an Nicolai oder zu Weihnachten, die Kinder zu
erschrecken, aufgestellt wurde. Die Verbindung mit Wurst in unserem
Text ist willkührlich und diese Gestalt dem Pfingstlimmel
nachgebildet. Es war dieß ein Knabe, welcher zur Pfingstzeit, vom
Scheitel bis auf die Füße ganz mit frischem Grün und Feldblumen
umflochten, entweder zu Fuß oder auf einem Pferde sitzend und von
zwei anderen Burschen geführt, in der Stadt oder im Dorf herumzog.
Den Kopf bedeckte eine ellenlange, spitze Kappe von Laubwerk und das
Gesicht war zuweilen mit Baumrinde verlarvt. Der Verf. fand diese
Sitte noch auf der Alb, in Ochsenwang. Zu Augsburg, wo man Schilf zu
der Verkleidung nahm, hieß ein solcher Knabe der Wasservogel.
Aber
auch aus dem Töpferwesen gibt es einen ähnlichen Begriff:
mauken
keramische Massen feucht lagern zur
Erhöhung der Bildsamkeit.
Ja,
ja, ja: Und natürlich gibt es auch die Mauken. Dazu heißt es im
Ruhrpott:
Mauken
Füße; "Käsemauken" - schuhlose
Füße, die möglicherweise stinken ("Nimm deine Käsemauken von
Tisch, sonz gibt Knies
inne Bude!")
Als
nächstes finde ich eine Anmerkung:
Also
suchen wir weiter bei den Schweizern. Da finde ich den Ausdruck
mauglä:
mauglä | einnachten / dämmern |
(http://www.dialektwoerter.ch/ch/m.html)
Das
scheint mir jetzt eher nicht zum maugele zu passen.
Aber
suchen wir weiter:
mogeln
— Vsw std. stil. (18. Jh.) Stammwort. Herkunft unklar. Vielleicht
liegt eine Variante zu maucheln, auch maugeln heimlich tun,
verstecken (meucheln) vor. mucken. ✎ Weißbrodt, E. ZDPh 60 (1935),
211 213; Birnbaum, S. A. ZDPh 74 (1955), 225 248; Wolf …
Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache
Also
weiter suchen mit maucheln, und da findet sich was Brauchbares im
Pfälzer Wörterbuch:
maucheln
schw.: 'in der Mauke2 sorgfältig reifen lassen', mauchle [
BZ-Dernb]; vgl. PfWB
mauken1 1 a.
Und:
Und
hier findet sich jetzt auch die Bedeutung, wie sie im
Sprachgebrauchmeiner Eltern gemeint ist:
mauken1, mauchen schw.:
1.
a. 'in der Mauke2 ausreifen lassen', mauke (maugə) [verbr. wie PfWB Mauke2], mauche (mauxə) [verbr. wie PfWB Mauche2, PfId. 92]; vgl. PfWB maucheln, PfWB mautigen; Obs m. [ BZ-Dernb]. Er loßt die Äppel m. [ Gal-Brig]. —
b. '(Fleisch) durch längeres Hängen mürbe werden lassen', mauke [ Don-Tscherwk]. —
c. 'faulen'. De Mischt maucht [ LA-Rhodt]. —
2. übertr.
a. 'heranreifen'. E Sach muß mauke [KL-Gimsb u. Umg.]. —
b. 'hinausschieben, unerledigt lassen', mauche [ KL-Pörrb]. —
c. 'verheimlichen', mauke [ Don-Schowe Torscha]. — Mhd. mûchen 'verstecken' ( Lexer Lexer I 2211). — Südhess. IV 576 and. Bed.; RhWB Rhein. V 968; ElsWB Els. I 648.
1.
a. 'in der Mauke2 ausreifen lassen', mauke (maugə) [verbr. wie PfWB Mauke2], mauche (mauxə) [verbr. wie PfWB Mauche2, PfId. 92]; vgl. PfWB maucheln, PfWB mautigen; Obs m. [ BZ-Dernb]. Er loßt die Äppel m. [ Gal-Brig]. —
b. '(Fleisch) durch längeres Hängen mürbe werden lassen', mauke [ Don-Tscherwk]. —
c. 'faulen'. De Mischt maucht [ LA-Rhodt]. —
2. übertr.
a. 'heranreifen'. E Sach muß mauke [KL-Gimsb u. Umg.]. —
b. 'hinausschieben, unerledigt lassen', mauche [ KL-Pörrb]. —
c. 'verheimlichen', mauke [ Don-Schowe Torscha]. — Mhd. mûchen 'verstecken' ( Lexer Lexer I 2211). — Südhess. IV 576 and. Bed.; RhWB Rhein. V 968; ElsWB Els. I 648.
Scheint,
der Begriff ist von Süden her übers Glantal nach Hundsbach
gekommen...
...
obwohl, im Hessischen finde ich auch noch etwas:
Da ist die Mauke
eine Grube, in der Wintervorräte aufbewahrt werden.
Und
das ehrwürdige Schwäbische Wörterbuch von Johann Christoph von
Schmid 1831 enthält umfassende etymologische Erläuterungen:
Aha,
das Maukennest. Der Ort, wo Kinder ihre Näschereien verstecken. Kenn
ich.
Also
halten wir fest: De Schinge maugelt noch e bissje, bis er reif is. Er
hatt aach schunn im Salz gemaugelt. Doh war donn der Sülper die
Mauke. Die Wutz war fer de Schinge unn fer die Worschd gemeuchelt
wor. Bei de Qualidäd werd awwer net gemauschelt un aach net
gemogelt. Awwer wenn e Gaul die Mauke hott, hilft der käh Maukeler
meh.
Wie, das hosche jetz net krieht?
Ei donn lorres halt noch e bissje maugele!
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