Samstag, 30. April 2016

Hexe-Naachd




Bildergebnis für wiesenschaumkraut SchlüsselblumeBildergebnis für wiesenschaumkraut Schlüsselblume



Hexe-Naachd orrer Mainaachd...

...die Hexe-Naachd war eines der großen Ereignisse im Leben eines Hundsbacher Kindes in den 70ern. Als Kind war es wichtig, tagsüber- also am 30.Mai- Blumen zu pflücken. (Naja, in Hundsbach pflückt man nicht, mer bricht. Der Satz "EiIch gehn Bloume breche"  ist mir so selbstverständlich, dass ich auch hochdeutsch "Blumen brechen gehe", und das sorgt bis heute in meiner angeheirateten Familie für größte Heiterkeit.)
Gugucksbloume un Schlisselbloume, das waren die Farben, die man auf allen Wiesen fand. Die Gugucksbloume sind heute noch relativ verbreitet, die Schlisselbloume findet man dagegen weit seltener. Offiziell heißt die Gugucksbloum ja "Wiesenschaumkraut", aber das ist als Name ja nun wirklich nicht zu gebrauchen...
Zurück in die Stunden vor der Hexennacht vor 40 Jahren.
Die Bloume ware gebroch, un mer hott se in e Äämersche met Wasser gestellt, dasse net gleich verwelgt senn. Donn hat mer sisch e Roll Worschdgordel gehuhl un aangefang, Streißjer se binne. Immer scheen Gugucksbloume und Schlisselbloume merrenonner. Die Streißjer hott mer dann aach wirrer ins Äämersche gestellt. Die ware fer se werfe orrer fer hieneseleje, ons Finschder orrer on die Deer. 
Das Streißje-Werfe war ursprünglich gewiss eine romantische Sache so von jungem Mann zur Angebeteten- als Kind war es ein Ausdruck von Sympathie, aber heimlich war die Sache immer noch. Naja, so heimlich es halt zugehen kann, wenn man mit einem Eimer durchs Dorf geht und hier und da in den Hof schleicht...

Ein wenig war es wohl auch vorweggenommene Wiedergutmachung, denn wo man einmal hingeschlichen war, um das Sträußchen zu werfen, ließ sich etwas später am Abend auch nochmal hinschleichen, um zu hexen.
Hexen, das hieß für Kinder: Ordnungsgemäß verstecken und sich diebisch freuen, wenn man am nächsten Tag mitbekam, wie etwas gesucht werden musste. Umgekehrt war die anstehende Hexennacht Anlass, alles Herumliegende oder -stehende ordentlich wegzuräumen und in Schuppen oder Scheunen, also im Schobb, zu sichern. Als Kind war man auch arglos und sich ganz sicher, dass es ein toller Streich ist, jemandem die alten Reifen wegzuhexen, oder die kaputte Gießkanne. Wer hätte denn gedacht, dass ein Mensch so hinterhältig sein könnte, etwas bewusst für die Hexen hinzulegen, um es dann nie wieder suchen zu gehen...

In den späten 70ern gab es durch solch eine Konstellation längere Zeit eine Art Altreifen-Performance in der Nähe des ehemaligen Dorfweihers, für die sich niemand mehr zuständig erklärte.

Die hohe Kunst des Hexens kam aber erst in der Nacht, und sie war den Großen vorbehalten. Also jenen, die nach heutiger Ausdrucksweise strafmündig waren. Ich rede von der Klapper: Mer hott ähm die Klabber ohngehängt. 
Die Klabber, das war ein Stück Holz, um das man eine Schnur binden musste, sodass eine Schlaufe entstand, mit der man das Holzstück an eine Türklinke hängen konnte. Dann musste die Schnur nochmal um das Holz gebunden werden, und lang genug musste dieses zweite Stück Schnur sein, damit man ein Zugseil hatte, um sich auf der anderen Straßenseite zu verstecken und an der Klapper zu ziehen und loszulassen, damit das Holz ordentlich gegen die Tür wummte.

Ich wääß noch, wem mer als die Klabber oongehängt hott, weil, wie ich greeßer war, bin ich als met klabbere gong. Beim Klabbere war wischdisch, dass mer e digger Parger (eine dichte Parka-Jacke) ohnhatt, weil doh hotts als e Äämer Wasser vunn uwwe gebb.

Unn die Klabber hott mer net jedem ohngehängt... nohre dähne, wo sichs aach gelohnt hott, weil se sich geeijert honn. 

Jäerh, unn de Maibaam is nadeerlich aach uffgestelld wohr...

hier ein Foto vun lang vor meiner Zeit: 1957, Maibaum aufstellen:




(Naja, vielleicht wars auch der Kerwebaum). Das Foto konnte ich dank Nadines Mühe nutzen, Danke ;))




So, un jetz schnell noch uffgeraumt unn uffgebasst, dass der kääner die Klabber ohnhänge will....