Samstag, 13. Oktober 2012

Heggebuck

Auch mit ihm befinden wir Hundsbacher uns in Gesellschaft: Der Heggebuck ist als "Heckenbock" im Raum Baumholder und Kaiserslautern geläufig. Gemeint ist der widerliche kleine Borrelienüberträger und Meningitisbringer, die Zecke.
Einzahl Heggebuck, Mehrzahl Heggebeck. Wie der Bock, die Böcke.

Es gibt übrigens auch den Begriff Heggezeck, aber der wird verwendet als Schimpfwort für weibliche Wesen:  
Du raulisch Heggezeck, du Dreckdier, was hosche dann do schun wirrer geschaff!
Verdolmetscht: 
Du elende Zecke, du Drecktier, was hast du denn da schon wieder getan!?
Verhochdeutscht: 
Ich bin nicht einverstanden mit dem, was du, junge Dame, da getan hast.
Und neupädagogisch: 
Ich sehe, du hast dir Mühe gegeben. Lass uns mal schauen, wie ich dich besser fördern kann.

Hundsbacher Platt ist deutlicher, finde ich.

Aber zurück zum Heggebuck.
Es gibt eine legendäre Geschichte um eine Zecke an prekärer Stelle bei einer mitteljungen Dame unserer Gemeinde. Nach getanem Tagwerk im Freien stellte sie fest:  
Do is joh e Heggebuck om Ding.
Da das böse Tier sich aus eigener Kraft nicht packen ließ, musste ein Medicus aufgesucht werden. Der wiederum tat sich erstmal schwer, den Satz  
"Ich honn e Heggebuck om Ding"
 einzuordnen, bevor er den Befund "Zeckenbiss im äußeren Vaginalbereich" dokumentieren und  
den Heggebuck vum Ding eweggmache konnt.

(Hier handelt es sich übrigens um einen der wenigen Fälle, wo der Ausdruck "er horrem die Brunz besiehn" nicht  im übertragenen Sinne (vgl. Stichwort die Brunz besiehn) gemeint ist.)

Und da Zecken mit der Quotenregelung von jeher keine Schwierigkeiten haben, findet sich in der dörflichen Überlieferung auch der Fall vom "Heggebuck om Sack".

Dieses Problem, so verlautet es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, wurde im Selbstversuch unter Einsatz eines Sekundenklebers (!) gelöst und blieb dem Betroffenen damit besonders nachhaltig in Erinnerung.





Die Brunz besiehn

Einer der faszinierendsten, weil schillerndsten Begriffe im Hundsbacher Platt ist die Sache mit der Brunz. Das Brunzen als Begriff für eine erleichternde Tätigkeit ist im ganzen süddeutschen Raum bekannt, es ist die Entsprechung des nördlichen Strullens. Aber die Brunz! Das für die Tätigkeit des Brunzens vorgesehene Organ! Und dann auch noch der Ausdruck die Brunz besiehn! (besiehn = besehen, angeschaut)
Wörtlich wäre das nicht jugendfrei, aber die wörtliche Anwendung führt auch in die Irre. "Ich honnem die Brunz besiehn" heißt etwa soviel wie "Ich habe ihn oder sie in den Senkel gestellt", "Däem weerisch die Brunz besiehn" soviel wie "Ihm oder ihr werde ich die Hölle heiß machen."

Montag, 8. Oktober 2012

Molltroffshiwwel

Mer harre doch deletscht die Redd vun der Sondemeder. Also ich kann der sahn: Im Gaade honn isch e Molltroffshiwwel gesiehn vun vorreweg 30 Sondemeder Durchmesser, wann net noch meh. Isch honnemol e Bild gemach, dasse derr e Bild devun mache kannschd. 






Das muss doch e Mordstrumm Molltroff senn! Jetz harrisch vun dem Molltroff kää Bild, awwer es Anna hot mer eens gemolt.

Der Molltroff. Es gibt ihn nicht nur in Hundsbach, sowohl den Begriff als auch den kleinen schwarzen Pelzträger mit den dicken Schaufeln:

So habe ich den Ausdruck gefunden im kleinen Wörterbuch des "Reifebeerjer Platt" ("Dialektsammlung der Oberreifenberger Mundart" von Axel Zigan, im Netz unter http://plev2.philipp-ludwigs-erben.de/), also der Gegend bei Schmitten im Taunus:
349 Maulstick Vom gefällten Baum der unterste Abschnitt, in den eine maulartige Kerbe geschlagen wurde.


348 Meese Maschen


342 Molltroff Maulwurf


152 Momme Mutter


163 Morkloff Eichelhäher


150 Muck
Muttersau


346 Muffel (der) kleiner Versuch (Mund voll)
(Ausschnitt zum Buchstaben M)

In diesem Wörterbuch mit gut 400 Begriffen finden sich noch so einige andere Freunde, aber dazu ein andermal.

Hier nun der Eintrag im Rheinischen Wörterbuch: 
Molltröff = Maulwurf s. Moltwerf.
Molm, Mölm -ǫ-, –o-, –-, –ø- = Staub, lockere Erde s. Mulm; molmen, mölmen s. ebd.; Molmer I -ǫ- = Klicker s. Marmel; Molmer II -ǫ- = Waldbeere (s. d.).
Molong = behauener Baustein s. Mulong; Molpet = Mahlzeit (s. d.); Mol-samen = Mohn (s. d.); molsch -ǫă- = edelfaul s. malsch; mölschen I -ø- = mischen, betasten s. mülschen.

 Ja, da sagt es: Siehe Moltwerf.
Und was findet sich beim Moltwerf?

 Molt-werf die auf mhd. Lexer moltwërf, –wërfe ‘das die Erde (molte) aufwerfende Tier’ zurückführbaren Formen sind von Süd. nach N. unaufhaltsam gegen das in älterer Zeit wenigstens das ganze rip, nfrk. Geb. erfüllende altfrk. Wort Moll vorgerückt, so dass heute nach Wk. V 26 Moll nur noch geschlossen ein breiteres rrhn. Geb. u. einen schmalern lrhn. sndfrk. Gürtel umfasst (s. Moll VII); Rcstformen des Wortes bis zur Ahr, Prüm deuten noch die grössere Verbr. an. — Moltwërf konnte sich unter der Abschwächung der Betonung von -wërf > molt(w)ərf > moltərəf entwickeln, u. einzelne Belege mit mold(ə)ręf bezeugen noch diese Entwicklung; meist aber sind zunächst Formen wie mold(ə)ruf, –rof bezeugt, die als molt(w)urf > molturf > moltruf (mit Umstellung des r) zu deuten sind; mold(ər)rof setzt an der Nahe bei Wend-Wiesw Herrensulzb OJeckenb ein u. ist, Birkf überschlagend, in Meis, Kreuzn als mold(ə)rof, –ruf, mul- herrschend, geht dann als moldrof in Goar in den Rheinorten abwärts [mul- ODieb] u. erfüllt dann das Geb. der uMos in Bernk-Cues Monzelf, Zell-Liesenich Briedern Senh Sosbg Rödelhsn Alt- u. Mittelstrimmig, in Koch, Kobl, May [Koch-Beuren Treis mul-; vielfach in Koch moltəręf; Goar-NFell, Kobl-Dieblich Güls Rübenach SSebastian Weissenthurm, May-Namedy


mold(ə)rof also. In Meisenheim, Kreuznach; Birkenfeld überschlagend. 

Also der Erd, Staub- und Lehm-Werf. Moltwerf halt.

Jetzt ratet mal, was für eine Verballhornung das hochdeutsche M a u l wurf ist. Na? 

Und jetzt schaut euch nur mal an, was die Trierer sagen, wenn es eng wird:

 En werd bal en et Molthiwelchesland gihn.
/ begraben werden/ Trier.

Eine schlechte Idee. Wo doch de Molltroff alles wirrrer enuff werfe duhd...