Dienstag, 4. Dezember 2012

Es Krischkinnche backt Plätzcher

 Eine Mail von meiner Mutter:

Da hat man früher immer gesagt: "Es Krischkinnche backt Plätzcher"

Samstag, 13. Oktober 2012

Heggebuck

Auch mit ihm befinden wir Hundsbacher uns in Gesellschaft: Der Heggebuck ist als "Heckenbock" im Raum Baumholder und Kaiserslautern geläufig. Gemeint ist der widerliche kleine Borrelienüberträger und Meningitisbringer, die Zecke.
Einzahl Heggebuck, Mehrzahl Heggebeck. Wie der Bock, die Böcke.

Es gibt übrigens auch den Begriff Heggezeck, aber der wird verwendet als Schimpfwort für weibliche Wesen:  
Du raulisch Heggezeck, du Dreckdier, was hosche dann do schun wirrer geschaff!
Verdolmetscht: 
Du elende Zecke, du Drecktier, was hast du denn da schon wieder getan!?
Verhochdeutscht: 
Ich bin nicht einverstanden mit dem, was du, junge Dame, da getan hast.
Und neupädagogisch: 
Ich sehe, du hast dir Mühe gegeben. Lass uns mal schauen, wie ich dich besser fördern kann.

Hundsbacher Platt ist deutlicher, finde ich.

Aber zurück zum Heggebuck.
Es gibt eine legendäre Geschichte um eine Zecke an prekärer Stelle bei einer mitteljungen Dame unserer Gemeinde. Nach getanem Tagwerk im Freien stellte sie fest:  
Do is joh e Heggebuck om Ding.
Da das böse Tier sich aus eigener Kraft nicht packen ließ, musste ein Medicus aufgesucht werden. Der wiederum tat sich erstmal schwer, den Satz  
"Ich honn e Heggebuck om Ding"
 einzuordnen, bevor er den Befund "Zeckenbiss im äußeren Vaginalbereich" dokumentieren und  
den Heggebuck vum Ding eweggmache konnt.

(Hier handelt es sich übrigens um einen der wenigen Fälle, wo der Ausdruck "er horrem die Brunz besiehn" nicht  im übertragenen Sinne (vgl. Stichwort die Brunz besiehn) gemeint ist.)

Und da Zecken mit der Quotenregelung von jeher keine Schwierigkeiten haben, findet sich in der dörflichen Überlieferung auch der Fall vom "Heggebuck om Sack".

Dieses Problem, so verlautet es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen, wurde im Selbstversuch unter Einsatz eines Sekundenklebers (!) gelöst und blieb dem Betroffenen damit besonders nachhaltig in Erinnerung.





Die Brunz besiehn

Einer der faszinierendsten, weil schillerndsten Begriffe im Hundsbacher Platt ist die Sache mit der Brunz. Das Brunzen als Begriff für eine erleichternde Tätigkeit ist im ganzen süddeutschen Raum bekannt, es ist die Entsprechung des nördlichen Strullens. Aber die Brunz! Das für die Tätigkeit des Brunzens vorgesehene Organ! Und dann auch noch der Ausdruck die Brunz besiehn! (besiehn = besehen, angeschaut)
Wörtlich wäre das nicht jugendfrei, aber die wörtliche Anwendung führt auch in die Irre. "Ich honnem die Brunz besiehn" heißt etwa soviel wie "Ich habe ihn oder sie in den Senkel gestellt", "Däem weerisch die Brunz besiehn" soviel wie "Ihm oder ihr werde ich die Hölle heiß machen."

Montag, 8. Oktober 2012

Molltroffshiwwel

Mer harre doch deletscht die Redd vun der Sondemeder. Also ich kann der sahn: Im Gaade honn isch e Molltroffshiwwel gesiehn vun vorreweg 30 Sondemeder Durchmesser, wann net noch meh. Isch honnemol e Bild gemach, dasse derr e Bild devun mache kannschd. 






Das muss doch e Mordstrumm Molltroff senn! Jetz harrisch vun dem Molltroff kää Bild, awwer es Anna hot mer eens gemolt.

Der Molltroff. Es gibt ihn nicht nur in Hundsbach, sowohl den Begriff als auch den kleinen schwarzen Pelzträger mit den dicken Schaufeln:

So habe ich den Ausdruck gefunden im kleinen Wörterbuch des "Reifebeerjer Platt" ("Dialektsammlung der Oberreifenberger Mundart" von Axel Zigan, im Netz unter http://plev2.philipp-ludwigs-erben.de/), also der Gegend bei Schmitten im Taunus:
349 Maulstick Vom gefällten Baum der unterste Abschnitt, in den eine maulartige Kerbe geschlagen wurde.


348 Meese Maschen


342 Molltroff Maulwurf


152 Momme Mutter


163 Morkloff Eichelhäher


150 Muck
Muttersau


346 Muffel (der) kleiner Versuch (Mund voll)
(Ausschnitt zum Buchstaben M)

In diesem Wörterbuch mit gut 400 Begriffen finden sich noch so einige andere Freunde, aber dazu ein andermal.

Hier nun der Eintrag im Rheinischen Wörterbuch: 
Molltröff = Maulwurf s. Moltwerf.
Molm, Mölm -ǫ-, –o-, –-, –ø- = Staub, lockere Erde s. Mulm; molmen, mölmen s. ebd.; Molmer I -ǫ- = Klicker s. Marmel; Molmer II -ǫ- = Waldbeere (s. d.).
Molong = behauener Baustein s. Mulong; Molpet = Mahlzeit (s. d.); Mol-samen = Mohn (s. d.); molsch -ǫă- = edelfaul s. malsch; mölschen I -ø- = mischen, betasten s. mülschen.

 Ja, da sagt es: Siehe Moltwerf.
Und was findet sich beim Moltwerf?

 Molt-werf die auf mhd. Lexer moltwërf, –wërfe ‘das die Erde (molte) aufwerfende Tier’ zurückführbaren Formen sind von Süd. nach N. unaufhaltsam gegen das in älterer Zeit wenigstens das ganze rip, nfrk. Geb. erfüllende altfrk. Wort Moll vorgerückt, so dass heute nach Wk. V 26 Moll nur noch geschlossen ein breiteres rrhn. Geb. u. einen schmalern lrhn. sndfrk. Gürtel umfasst (s. Moll VII); Rcstformen des Wortes bis zur Ahr, Prüm deuten noch die grössere Verbr. an. — Moltwërf konnte sich unter der Abschwächung der Betonung von -wërf > molt(w)ərf > moltərəf entwickeln, u. einzelne Belege mit mold(ə)ręf bezeugen noch diese Entwicklung; meist aber sind zunächst Formen wie mold(ə)ruf, –rof bezeugt, die als molt(w)urf > molturf > moltruf (mit Umstellung des r) zu deuten sind; mold(ər)rof setzt an der Nahe bei Wend-Wiesw Herrensulzb OJeckenb ein u. ist, Birkf überschlagend, in Meis, Kreuzn als mold(ə)rof, –ruf, mul- herrschend, geht dann als moldrof in Goar in den Rheinorten abwärts [mul- ODieb] u. erfüllt dann das Geb. der uMos in Bernk-Cues Monzelf, Zell-Liesenich Briedern Senh Sosbg Rödelhsn Alt- u. Mittelstrimmig, in Koch, Kobl, May [Koch-Beuren Treis mul-; vielfach in Koch moltəręf; Goar-NFell, Kobl-Dieblich Güls Rübenach SSebastian Weissenthurm, May-Namedy


mold(ə)rof also. In Meisenheim, Kreuznach; Birkenfeld überschlagend. 

Also der Erd, Staub- und Lehm-Werf. Moltwerf halt.

Jetzt ratet mal, was für eine Verballhornung das hochdeutsche M a u l wurf ist. Na? 

Und jetzt schaut euch nur mal an, was die Trierer sagen, wenn es eng wird:

 En werd bal en et Molthiwelchesland gihn.
/ begraben werden/ Trier.

Eine schlechte Idee. Wo doch de Molltroff alles wirrrer enuff werfe duhd...


 


Mittwoch, 20. Juni 2012

Abdriggelhonndieschelsche

Und noch ein Wort. Es Allebachersch Lore hot mer dos gesaht, weil sei Enkelsche immer so e Spass hot, wenn's es seht: Hul emol es Abdriggelhonndieschelsche
Bei der Gelegenheit muss nun unbedingt eine Portion Grammatik her:

Infinitiv: abdriggele

Konjugation Präsens:  

eisch driggele ab
dau driggelschd ab
iehs driggeld ab ( weil: er dähd joh im Leewe net abdriggele)
mer driggele ab
der driggeld ab
se driggele ab

Konjugation Perfekt:

eisch honn abgedriggeld
dau hoschd abgedriggeld
iehs hot abgedriggeld
mer honn abgedriggeld
der hot abgedriggeld 
se hon abgedriggeld

Konjunktiv III (gibt es nur bei uns):

Härre mer e Abdriggelhonndieschelsche gehatt, wos härre mer abgedriggeld!

Der Sondemeder

Auf der Suche nach Besonderheiten im Hundsbacher Platt hatte ich auf uus Derrem seim Geborzdaach ja um Anregungen und Geschichten gebeten. Eine ganz wunderschöne Geschichte hat mir nun mei Goodsche geschickt:

"Also die Geschichte:
Als Piotrek noch nicht so lange in Deutschland war und noch oben bei Opa gewohnt hat, hat Opa ihm des öfteren bei Mathe geholfen. Da musste er was mit Zentimeter rechnen und Opa hat jedes Mal Sondemeter gesagt. Piotrek ist davon ausgegangen, dass das auch das richtige Wort ist und hat in der Schule seine Hausaufgaben vorgelesen und als Ergebnis dann 4 Sondemeter gesagt ;-) Der Lehrer konnte damit nichts anfangen, hat gemeint Piotrek hätte ein polnisches Wort gesagt und es hat eine Weile gebraucht, bis der Lehrer kapiert hat, dass er Zentimeter meint...."


Antwort aus Irlich

Man darf nichts verschieben: Huurdisch is Gehannsdaach, un mer is zu nix komm. Ganz kurz vor dem Gehannsdaach- Johannistag, also der 24. Juni- komme ich nun endlich dazu, die nette Antwort aus Irlich, die ich schon am 18. Januar erhalten habe, auch mal zu würdigen. Da teilte mir Herr Hauschild vom Mundartsprechkreis folgendes mit:


"Nun zu Ihrer Frage nach dem Ausdruck Makollwes. Ein Teilnehmer [des Mundartsprechkreises] hat auch sofort auf den Eichelhäher getippt. Der ganzen Gruppe war der Ausdruck nicht geläufig.
Besonders im Bezug auf Nikolaus und Knecht Ruprecht konnten sie nichts mit dem Ausdruck anfangen.
Auf meine Frage hin, womit sie den Ausdruck den in Verbindung setzen würden, kamen wir auf "Grobian", "Haudegen" , "Rüpel".
 
Dann würde Makollwes auf Irlicher Mundart "Klowes" genannt werden."
 
Danke an den Irlicher Mundartsprechkreis und schönen Gruß an den Rhein!
 

Sonntag, 15. Januar 2012

Makollwes zum Zweiten

Da schau her: Es gibt ein Wörterbuch der Dialekte. Gerade beim Stöbern gefunden. Und da findet sich auch der Makollwes:

α. Makolbəs, –wəs der sich durch Grobheit auszeichnende Begleiter des vom 6. Dezember bis Weihnachten umherziehenden Kriskinnchen (ein verkleidetes Mädchen), ein Bube mit einem Sack auf dem Puckel (ursprüngl. Begleiter des Nikolaus) Meis-Hoppstädten Hundsb Limb Löllb Meckenb Schweinschd, Birkf-Herrst, Wend-Sien [die Bed. 1 fehlt, dafür hēər). — 

Gefunden unter: Rheinisches Wörterbuch
Wörterbuchnetz 
http://woerterbuchnetz.de/RhWB/?lemid=RM01819

Also doch. Der Knecht Ruprecht. In Hundsbach, Limbach, Löllbach, Meckenbach, Schweinschied, Hoppstädten, Sien und auch noch im Kreis Birkenfeld. Gefunden habe ich es, weil ich nun zur Abwechslung nach dem Eichelhäher gesucht habe.....

Makollwes

Das hat mich nun erstaunt: Gleich bei der ersten Gelegenheit, mal im größeren Rahmen nach Hundsbacher Wörtern zu fragen, kommt mir ein Wort unter, das ich selbst noch garnicht gehört habe. Naja, oder vielleicht besser gesagt: An das ich mich nicht erinnern kann. (Und es ist für mich erstaunlich, dass ich mich an ein Wort in Hundsbacher Platt nicht erinnern können sollte..)
Der größere Rahmen ergab sich vergangene Woche anlässlich einer runden Geburtstagsfeier: Uus Derrer hot on Mauersch seine Fuchzischsde gefeierd. Do war nadeerlisch Famillje un Noochberschaft gelaad. Do harrisch donn gefroohd unn verziehld, darrisch Hundsbacher Platt in äänem Blog uffschreiwe. Ei un do honnse all simmeleerd un do hots Eewalees Edeltraud gesaahd: Ei de Makollwes. Ei was is das donn? - honn ich gefrohd. Ei de wersch' doch de Makollwes kenne, de Niggelaus. Ei wääsche was, honn ich gesahd, das honn ich se Leewe un se Lebbdach noch net geheerd. Deheem honn ich donn aach nochmol gefrohd, Modder, sah mol, das Word kenn'isch joh garnet, was is donn de Makollwes? "Ei de wersch doch de Makollwes kenne, de Makollwes kam me'm Niggelaus, so wie de Knecht Ruprecht."
 Nein, den Makollwes hatte ich nicht im Gedächtnis. Im Internet habe ich dann auch gesucht, denn es findet sich ja so manche Erklärung zu Begriffen (der Komm-her) im weltweiten Durcheinander. Zum Makollwes gab es erstaunlicherweise zwei ganz anderslautende Notierungen. Sowohl in Niederfischbach bei Siegen als auch im Neuwieder Stadtteil Irlich meint man mit Makollwes den Eichelhäher. Da es in Irlich/Neuwied einen Mundartsprechkreis gibt, der sich monatlich trifft, habe ich nun mal eine Nachfrage geschickt: Vielleicht weiß ja jemand eine Erklärung für diese ungewöhnliche Doppelbedeutung. Gewiss steckt da fahrendes Volk dahinter- Händler, Gaukler, Schurchenfahrer- wie sonst sollte ein so seltenes Wort so weit entfernt voneinander geläufig sein?
Was ist er denn nun, der Makollwes: Nikolaus, Knecht Ruprecht, der Eichelhäher- oder alles zusammen?