Freitag, 10. Januar 2014

Beemsche gugge

Jetzt ist die ganze Weihnachts- und Jahreswechselzeit schon wieder vorbei- und damit auch die Möglichkeit, beim Beemsche gugge das gute, alte Maije in besonderer Form nochmal aufleben zu lassen. Das Beemsche gugge ist gewissermaßen Maije met Zuggerbagges. Und tatsächlich ist- neben allerhand Neuigkeiten allgemeiner Natur- es Beemsche ein wichtiges Gesprächsthema: Wo hommers her (konventionelle Beschaffungsweise), wie semmer drôn komm (originelle Beschaffungsweise), irres grad orrer schebb, hommer Kerze orrer Lichder drôn, wie viel Drabbel gabs, bis mers stehn horre un wie long hots gedauerd, bis de Hund orrer die Katz drôn ware.
Das Beemsche gugge hat seine Zeit, versteht sich: Ab dem ersten Feiertag bis Neujahr. Wobei es Tage gibt, die eher geeignet sind als andere. In der engeren Verwandtschaft bieten sich die beiden Weihnachtsfeiertage an. Wie hot uhrem Derre sei Angnes so scheen gesaht: "Om erschde Feierdaach ware mer de ganze Daach unnerwähgs, Beemsche gugge. Un om zwedde ware mer dehääm un honn Gäste empfangen."
Der 27. Dezember eignet sich für Puristen eher nicht zum Beemsche gugge, denn das ist der Wannerschdaach.
Ursprünglich war das der Tag, zu dem das Gesindejahr endete- wer die Stellung wechselte, musste sich oft aufmachen in ein anderes Dorf und wurde wohl auch traditionell von der Dorfjugend ein Stück begleitet. Eine schöne Beschreibung dieses Brauchs findet sich auf der Heimseite des Orts Mainzweiler im Saarland: http://www.mainzweiler.de/mainzweiler/html/kul_brauchtum.htm
Lebendig ist der Wannerschdaach im Bereich Saarland, Westrich und Hunsrück. Die Hundsbacher waren in diesem Jahr zum Beispiel nach Lauschied unterwegs, in zwei Gruppen sogar.
Zwische de Johre ist dann die Zeit, in der man- je nach Gelegenheit- auch entferntere Verwandte oder Bekannte zum Beemsche gugge heimsucht. Dieses Jahr war die Gelegenheit günstig, fielen der 28. und der 29. Dezember doch aufs Wochenende.
Als Feiertag ist natürlich auch der 1. Januar geeignet- awwer doh geht mer jo net Beemsche gugge, do geht mer Proschd Neijohr sôn, un do werd aach meischt ääner getrunk. 


Also donn: Proschd Neijohr, un wer bis jetz noch net Beemsche gugge war, muss warde bis die nägschd Weihnachde.


Donnerstag, 9. Januar 2014

bähberlisch

"Doh, hear, bähberlisch is aach so e Woord fer's Gollebiebsche." So hott mer uhs Fred deledschd gesahd, ich wäß gaanimmeh, vun was mers hoarre. [Hier, höre, bähberlisch ist auch solch ein Wort für {den Blog} Gollebiebsche. So erzählte mir unser Fred letztens, zu welchem Thema, weiß ich nicht mehr]

Bevor ich zum eigentlichen Thema komme, einen kurzen Exkurs: Vun was mers hoarre. Wörtlich: Von was wir es hatten. Gemeint ist: von welchem Thema wir die Rede hatten. Ein Ausdruck mit wunderbaren Schleifen im Hundsbacher Platt:
Ei vun was hodders donn? - Worüber redet ihr denn?
Ei dovunn honn ischs doch garnet! - Davon/darüber rede ich doch garnicht!
Ei dovunn horrischs doch garnet! - Davon/ darüber redete ich doch garnicht!
Ei genau dodevunn honn ischs doch! - Ja genau davon rede ich doch!
ABER:
Vun wem hosche das dann schunn werrer? - Von wem hast du das denn schon wieder, wer hat dir das denn gesagt?
UND:  Hosches jetz?- Hast du es begriffen? Hosche misch? - Hast du mich verstanden?
Kurz, es gibt im Hundsbacher Platt wortreiche Varianten, sich vom Thema, von den Urhebern und vom Erfolg eines Gesprächs zu überzeugen. Jetzt aber zum Thema dieses Blogs:  

Wie ebbes is. Prägnante Adjektive im Hundsbacher Platt.

Also, wie war die Sopp? 
- Se war gout, se war sähmisch, se war broggelisch, se wor leppsch, se war stromm, se war bähberlisch, se war lohlisch, se war nix.

Bähberlisch.

Wonn is ebbes bähberlisch? Un wonn irres leppsch?

Nach meinem Sprachgefühl: Leppsch kann man nachwürzen.Bei bähberlisch fehlt es am geschmacklichen Grundcharakter.

Und dann gibt es noch das Steigerungswort arisch. Keinesfalls zu verwechseln mit dem dümmlichen Adjektiv aus der Nazizeit, sondern die Entsprechung des hochdeutschen "sehr". So heißt "arisch leppsch", dass ein Gericht besonders wenig gewürzt war.
Kommentiert man nun in Hundsbach im Nachhinein ein Gericht, kommt es zu wunderbar konjunktivischen Schleifen:
Un, wie war die Sopp?- Du, ich mähne, se wär' arisch bähberlisch geweschd. [Zu hochdeutsch etwa: Ich meine, sie wäre sehr unakzentuiert gewesen.]



Besonders schön ist auch die Kombination der Steigerung arisch mit der Verharmlosung e bissje, die den Ausdruck sogar noch verstärkt:
Ich mähne, se wär e bissje arisch stromm geweschd!

Und damit bin ich bei dem vielseitig einsetzbaren stromm. Während bähberlisch, leppsch, sähmisch und broggelisch Begriffe sind, die vorwiegend Essbares beschreiben, kann stromm vielseitig eingesetzt werden.
Das doh war stromm! - kann dann etwa bedeuten, dass man sich körperlich oder seelisch verausgabt hat, dass etwas beeindruckend oder belastend war. Und auch hier wirkt die Relativierung verstärkend: "Das doh war jetz e bissje arisch stromm! Ewei heerts uff! Ewei bin ich's werklich lährisch, hosche mich?!?"

Ei du, die Sopp war joh werklich arisch fein! - War se net e bissje stromm? - Och woher donn, die war wunn-der-bar!