Mittwoch, 6. Januar 2016

Krawwelkatz





Von selbst hätte ich vielleicht garnicht daran gedacht, aber bei dem Schriftsteller Peter Kurzeck gibt es eine Beschreibung seines Heimatdorfes Staufenberg bei Gießen und des Lebens in den Nachkriegsjahren, und da geht es auch um das Licht. Er beschreibt eindrücklich die Dorfwelt, wie er sie als Kind erlebt hatte, und da gibt es eine Straße "um Kreiz", und über der Kreuzung hing früher eine Straßenlaterne. Wenn er nun spät nach Hause lief, weil er irgendwo mal wieder die Zeit vergessen hatte, waren die Straßen dunkel, und das Licht der wenigen Straßenlaternen schwankte mit dem Wind, und so schwankten auch die Schatten.


Eine Stimmung,an die ich mich vor allem aus der dunklen Jahreszeit erinnere. Lief man dann als Kind alleine auf der Straße, gab es ganz bestimmt jemanden, der einen sah und der einem nachrief: "Ewei hielt dich die Krawwelkatz!" Das Gleiche konnte einem auch passieren, wenn man abends nochmal aufs Klo musste- und das hieß: aus dem Haus und zum Plumpsklo. War es schon gruselig genug, sich bei Dunkelheit auf dieses Klo setzen zu müssen (es zog auch ganz schön am Hintern, und kalt war es sowieso), so musste man zusätzlich noch auf ein "Hosche käh Ängscht vor de Krawwelkatz" oder ein "Hosche käh Ängscht vor'm Schwarze Mann?" gefasst sein. (Meist waren es alte Leute, e Ferrer orrer e Baas mit der üblichen schwarzen oder dunklen Kleidung, die die Kinder so ins Haus trieben- was das Ganze noch unheimlicher machte.)
In der Nacht selbst musste man nicht mehr raus, dafür stand dann e Bacheldippsche unnerm Bett.

Die Nacht war dann auch viel dunkler, denn die Dorflampen waren nicht so hell, es gab weniger und sie brannten nicht die ganze Nacht.
Licht und Dunkel waren viel stärker mit dem Arbeitsalltag verbunden.









Wenn ich mich an die Abende erinnere, dann ist das immer auch die Erinnerung an Hühner, die hereingeholt wurden (huhl emol die Hingel in, es werd jo schun dunkel), an Ställe, aus denen es noch leuchtete, bis mer met Feijrere und Melge ferdisch war (es sei denn, eine Kuh kalbte, dann konnte auch schon mal nachts ein Licht im Stall brennen)- und an Finschderlääre, wo zougemacht wor senn. Bei den typischen Klappläden fiel dann noch etwas Licht durch das Holz, manche hatten auch Lamellen.
 

Da es insgesamt draußen dunkler war, nahm man die Lichter auch viel intensiver wahr. Eine Haustür, die abends geöffnet wurde, ließ Licht nach draußen, das sich scharf vom Dunkel ringsum abhob.

Auch die Geräusche waren andere. Ob das Vieh abends im Stall brüllte und dann, gemolken und gefüttert, leiser wurde, bis man nur noch ein Schnaufen und Kettenrasseln hören konnte, ob die Schweine laut aufquiekten, ob Hühner sich aufregten oder ruhig vor sich hin gogockten, ob die Tauben in den Schlägen krukruhten oder in Hektik umeinander flatterten, ob Blecheimer auf den Boden gestellt wurden oder de Ohb noch e bissje Aanmachholz fer morje frieh gespall hott, ob Hunde anschlugen oder mit zunehmender Nacht Katerkämpfe zu hören waren, ob um Trubbe-Iewungsplatz bis nachts Manneewer war met seinem eewije BuBUMM, ob Riegel vorgeschoben wurden, Läden beigeklappt wurden unn in de Fourerkische es Milchgescherr sauwer gemacht wor is-es Dorf hott sich ähnfach annerschd aangeheert.


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