Sonntag, 24. Juli 2011

Pritschele

Kommen wir zu einer Sonder- oder Nebenform des "Maije": Das Pritschele. Ist das Maije in aller Regel mit einer einvernehmlichen Gemütsruhe verbunden (von den erwähnten Tagdieben und Faullemmeln mal abgesehen), handelt es sich beim Pritschele um eine neugiergesteuerte Triebigkeit. Das Wort vereint die Qualität der Bewegung (eilig) mit der Motivation (neugierig oder sensationsfreudig). In der Regel ist es eine weibliche Beschäftigung, es gibt auch das feminine Nomen: "Do guck, die alt' Pritschel!" (Derselbe Satz kann übrigens auch auf einen Mann oder auf ein kleines Kind Anwendung finden, aber das ist eine Typfrage.) Wurde beim Maije verziehlt unn geguckt, wird beim Pritschele geraatscht un gegafft. Während das Maije vom Aussterben bedroht ist, zeigt sich das Pritschele durchaus als überlebensfähig. Der schnelle Gang zum Ort des Geschehens, die Sensationslust, das Gaffen und Kommentieren, die Lufthoheit, das Übertreten von Grenzen des Benimms, die Wiederholungstat- "Do irres doch als' schun wirrer hienegepritschelt!" - all das macht das Pritschele zur bösen kleinen Schwester des Maije. "Do kimmt's schun wirrer aangepritschelt!" ist der Stoßseufzer dessen oder derer, die wenig begeistert sind von dieser Art der Anteilnahme; "Do weerd jetz' net hienegepritschelt!" der Imperativ, mit dem Kinder in der schnellen Neugier gebremst werden; "Was bische dann aach hienegepritschelt?!" der Rüffel, wenn sich jemand in der Neugier nicht zu bremsen wusste und sich dabei die Nase angehauen hat.

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