Samstag, 23. Juli 2011

Maije gehn

Das Maije. Man spricht es eher wie Maa'e'je. Eine Frühform des Chillens oder Abhängens bei Bekannten, im Unterschied dazu aber durchaus produktiv. Ich selbst kenne das Maije als Form, ohne Anmeldung und Anspruch auf Serviceleistungen (kein Kaffee, kein Gebäck) auf unbestimmbare Zeit zu Besuch zu kommen. Für eine Viertelstunde mindestens und bis zur nächsten Mahlzeit höchstens. Das Maije gehört zu einer Zeit der Haustüren mit Klinke, die höchstens nachts abgeschlossen wurden, und der Häuser, die am Tag lebten, die Wirtschafts- und Arbeitsraum waren, wo Menschen waren. Es war Teil einer komplexen Lebensform mit ungeschriebenen Gesetzen. Wer Maije gehen wollte, der fand diese Menschen auf dem Hof oder in der Küche. Die Arbeit dessen, bei dem man Maije ging, lief weiter. Es gab das Maije am Vormittag, das war dann eher den Alten vorbehalten, die sich aufgerappelt hatten und ein wenig zuschauten und kommentierten, wie das Mittagessen vorbereitet wurde. Es gab das Maije der Tagdiebe, die nichts zu schaffen hatten, der Faullemmel, die lästig und anhänglich waren. Ei aisch wollt' e bissje maije komme, und wer konnte, sah zu, aus dem Weg zu kommen. Und es gab das Maije der Hände, die zupackten. Das haben mir meine Eltern erzählt: "Beim Maije, do hot mer aach Quetsche, Keersche, Mirabelle gekeernt, orrer Erwess geplickt orrer Bohne geschnibbelt. Was so se doun war. Orrer wenn's owend's war, do hot mer beisamme gehuckt un dann hot mer's Uhwedeersche uffgemach, s' owwerscht Uhwedeersche, wäh'm Licht, unn donn hot mer do sesamme gehuckt unn verziehlt, unn das Licht vum Feier hot geflockert, dos hot gelongt, do hot mer kää Licht se mache brauche, beim Maije."

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