Donnerstag, 31. Dezember 2015

Rummelekobb

Die Zeit vergeht, und jetzt zum Jahreswechsel stehen vor unserer Haustür noch zwei Kerle, die ihre beste Zeit hinter sich haben: Zwo Rummelekebb.
Verhochdeutscht: Runkelrübenköpfe. (Das Wort "Runkelrübe" hat mich als Kind immer in leichte Unruhe versetzt, weil ich nicht recht einschätzen konnte: "Was hodd donn die Rummel me'm Parre se duhn?".
Meine Kindheit fiel nämlich in die Zeit, als der Hundsbacher (Limbacher, Löllbacher, Schweinschieder) Pfarrer "Runkel" hieß.

Das Online-Lexikon Wikipedia belehrt:
 Die Futterrübe (Beta vulgaris subsp. vulgaris, Crassa-Gruppe),[1] auch Runkelrübe, Raahner, Rangasn, Runkel, Rummel, Rüben-Mangold, Vieh-Mangold, Burgunder-Rübe, Dickrübe, Dickwurz, Dickwurzel (Nordhessen), Gunkel, Dorschen, früher auch Angersen genannt,[2] ist eine landwirtschaftliche Kulturpflanze und gehört zur Familie der Fuchsschwanzgewächse (Amaranthaceae).

Als ich Kind war- also im letzten Jahrtausend- gehörte es zum Herbst, einen Rummelekobb zu schnitzen, und die Zeit war klar: Wonn die Rummele ausgemacht ware.
"Mer mirre die Rummele ausmache" wäre hochdeutsch: "Wir müssen die Runkelrüben ernten".
Ausdrücke zur Ernte sind schon eine ganz eigene Sache. So kann man große Heiterkeit ernten, wenn man- frei nach Hundsbacher Platt "Gischt hommer Breemere gebroch"- hochdeutsch behauptet: "Gestern haben wir Brombeeren gebrochen."
Zurück zum Runkelrübenkopf. Der ist nicht so ein Weichling wie der Kürbiskopf, und er sieht auch sehr viel gruseliger aus. Im Idealfall hatte man sich nachmittags eine ordentliche Rummel gesichert und sich mit Messer und Löffel bewaffnet. Dann half es, sich dezent zurück zu ziehen (sich aus de Hawwere Wigge schaffe), um ungestört am Rummelekobb arbeiten zu können und den Ruf "Wer hot mei Kischemessersche" überhören zu können.
 Gegen Abend musste man dann eine Kerze parat haben- Teelichter waren noch nicht erfunden.



Hier eine Reihe von Ausdrücken zur Ernte und Weiterverarbeitung, ganz gewiss finden sich noch viele weitere:

Rummele, Grumbeere un Gelleriewe ausmache
Erwes pligge
Bohne schnibbele
Äbbel, Beere, Droschele, Quedsche breche
Ubscht un Gemeijs inmache

 
Mer kennde joh aach noch verziehle... 

In der Eifel-Ardennen-Gegend, wo die Autorin dieses Blogs seit vielen Jahren lebt, gibt es die Rummelekebb auch- hier heißen sie "Troulichter", und es gibt Gemeinden, in denen eigens wieder ein kleiner Acker mit Runkelrüben angelegt wird. So zum Beispiel Schönecken, wo es zum diesjährigen Martinsumzug heißt:

"Das im Vorjahr erstmals so erfolgreich angebotene
„Basteln von Martinslaternen aus Runkelrüben“ findet am Samstag, den 07. November, um 15 Uhr im Gemeindezentrum FiF statt. 
Mitzubringen ist geeignetes Schnitzwerkzeug. Kleinkinder werden bitte von einem Erwachsenen begleitet. Die Runkelrüben werden von der Ortsgemeinde unentgeltlich zur Verfügung gestellt."
(http://www.schoenecken.de/Aktuell.html)

Uhs Rummelekebb honn wuchelong drauß vor uhre Deer gestonn...

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