Mittwoch, 30. Dezember 2015

Schoulkinn in Hundsbach


Die Hundsbacher Schoul

Wie jedes Dorf hatte Hundsbach bis Anfang der 70er Jahre eine eigene Dorfschule, die Schoul. Das war’s erscht Haus links wemmer vun Geggebach kimmt, gäje-iwwer vum Kerschobb.
 
Bis zum Schuljahr 1971/72 wurden die vier Grundschulklassen noch in den Dörfern unterrichtet; die Klassen 5 bis 8 waren schon länger nach Meisenheim versetzt.
Das Schulhaus war als schiefergedeckter Doppelbau zugleich Lehrerwohnung, und zwischen beiden Gebäudehälften  gab es einen Durchgang mit Doppeltür für den Lehrer. Der Lehrer, das war nach dem 2. Weltkrieg bis zum Ende der Dorfschule Erwin Warburg, de Waahbursch, der mit seiner Ehefrau in der Lehrerwohnung lebte.



Der Schultrakt bestand aus zwei großen Schulräumen, ursprünglich für je vier Schülerjahrgänge. Zuletzt wurden die Grundschulklassen im Obergeschoss unterrichtet, das Erdgeschoss diente zuweilen noch für Impftermine. Dann hingen Plakate im Eingangsbereich: „Schluckimpfung ist süß, Kinderlähmung ist grausam“. Auch die Pockenimpfung fand dort statt, mer war donn gäje Poorbele geimpft und hatte fortan am Oberarm zwei kreisrunde Narben mit einer geraden Linie in der Mitte. Und auch die amtsärztliche Untersuchung vor der Einschulung hatte im Erdgeschoss ihren Raum. Ich erinnere mich noch sehr genau an den Versuch, mit der einen Hand über den Kopf ans Ohr zu fassen. Wenn das geklappt hatte, und wenn auch alle anderen wichtigen Untersuchungen abgeschlossen waren, wenn man schließlich schulfähig war, donn kam mer in die Schoul. Raus kam man dann erst wieder, wenn man auch konfirmiert wurde, donn is mer aus de Schoul komm.
Was einmal zusammengehört hatte, Ende der Volksschulzeit und Konfirmation, weil auch Schuljahre nach Ostern begannen, passte in den 60ern und 70ern nicht mehr zum Alltag. Konfirmiert wurde und wird man mit 13 oder 14 Jahren. Die Schullaufbahn beendet in diesem Alter schon lange kein Kind mehr. Dennoch hat sich im Platt noch lange der Ausdruck gehalten, und „Bische schunn aus de Schoul komm?“ oder „Wonn is der donn aus de Schoul komm?“ wäre dann zu übersetzen als „Bist Du schon konfirmiert worden?“ und „In welchem Jahr ist er denn konfirmiert worden?“.

Zurück zur Einschulung. Lehrer Warburg war recht fortschrittlich- oder anders ausgedrückt: Was seitdem in Schulen immer wieder mal als „neu“ und „ganzheitlich“ oder „handlungsorientiert“, als „kompetenzbasiert“ oder „selbstorganisiert“ durchs Dorf getrieben wird, hatte er im Repertoire. Und die Stöckchen auch.
Jetz hott bestimmt jedes sei Mähnung, wo bei’m Waabursch in de Schoul war, die ähne meh froh, die annere meh bees. Awwer dohdrum geht’s mer jetz net. Ich honn doh e Biechelsche fund, das hott mer e Kolleeschinn gezeiht, weil dehr ihr Oma’rer draus vorgelees hott, un das is vum Heiner im Storchennest. Das war e Geschicht, wo de Waarbursch de Easchtklässa vorgelees hott, unn doh musche derr vorschdelle, dass die Kinn all doh gehuggd honn, unn de Uhwe war ahn. Doh war nämlich e groorer schwazzer Uhwe in de Klass, wenn de ninnganng bischd links. Meer Kinn vunn de erschd Klass harre Kneed, unn de Waabursch hott die Geschicht vorgelees, unn donn sollde mer dähne Heiner in dähm Storcheneschd met Kneed nohmache. Unn dass der Uhwe ahn war, das währisch genau, weil mei Kneed so hadd war und de Waabursch donn saht, ich sollt’en an de Uhwe halle.



Es gäb noch viel se verziehle vun de Hundsbacher Schoul, awwer fer heit langts emol.

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