Donnerstag, 2. Juni 2016

Bekonntmachung!




Bekonntmachung! Wer hat es noch im Ohr? Bis in die frühen 80er Jahre wurden Amtsnachrichten und andere Bekanntmachungen vum Gemäänediener met de Schell ausgerouf. An zentralen Stellen im Dorf- zum Beispiel vor Schiele Haus- stellte der Gemeindediener sich hin, die Schell in de Hond. Das Bibimm-Bibimm-Bibimm war durchdringend, und wer es hörte, ließ seine Arbeit liegen, kam vor die Tür oder machte ein Fenster auf, um die Mitteilungen zu hören. Amtsblättchen gab es noch keins, und so wurden die Mitteilungen der Verbandsgemeinde und des Bürgermeisters in alter Tradition ausgerufen. Zusätzlich konnten auch Nachrichten der Vereine oder von anderen Stellen ausgerufen werden. Ein Klassiker der späten 70er waren die Nachrichten vum Grasshoff, Schlachter und Metzger, auch für Hausschlachtungen. So konnte eine Bekonntmachung vielleicht lauten:

Bekonntmachung!
De Gemähneroot trifft sich am Dunnerschdaach um halwer Siwwe fer e Ortdsbegehung an de ald Schoul.
De Spordverein hott om Dreißischde Haubtversommlung on Mauersch.
De Grasshoff macht am Samschdaach in acht Daach Sponsau met Fillsel. Wer vorbestelle will, muss bis Freidaach Beschääd genn.
Es Rot Kreiz macht om iwwernägschde Freidaach Kläärersommlung. Wer ebbes absegenn hott, stellt's bis morjens um siwwe on die Stroß. 
Der Sowerumer met seim Kläärerstond kimmt om Finnefezwonsischde wirrer un steht vun Morjens bis Nummedaachs um Veier on Manne.

 Wer die Bekonntmachung nicht selbst gehört hatte, bekam sie weiter erzählt, sei es beim Leni, beim Bägger orrer on Sallersch: Hosche geheert? Der Sowerumer met seim Kläärerstond kimmt die Daach wirrer on Manne. Un de Grasshoff macht wirrer Spansau met Fillsel.

Hannungs Oddo  hatte zuletzt das Amt des Gemeindedieners inne. Bis in die 60er Jahre war sein Vorgänger Schneijoobs Luische gewesen, mein Urgroßvater. (s' Luische durfte man natürlich im Leewe net sahn- da war nach Zeugenberichten schon seine Ehefrau, meine legendäre Uroma Schiele Anna dehinner.) Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen weiß ich Folgendes: In seinen späten Jahren konnte der Ludwig nicht mehr gut gehen- und gut verstanden hat man seine Bekonntmachungen wohl auch nicht mehr ohne Weiteres. Darum übernahm die Anna stellvertretend dieses Amt, resolut war sie ja ohnehin (-> frühes Job-Sharing). Entsprechend sei man sich auch im Dorf einig gewesen: Es is gout, darres Anna ausroufe geht. Das versteht mer weenischdens!

Nachtrag/ ein Korrekturhinweis aus berufenem Mund:

Schnell noch zum Gollebiebsche:
"Schneijobs Lui" ist richtig , das "Luische" wurde so nicht gebraucht, das waren nur wenige, die das sagten.
Damals gab es die VG noch nicht, die Mitteilungen kamen vom Amt Meisenheim.
"Ortsbegehung" - auch der Begriff kam erst später, Besichtigung wäre wohl besser.
Altkleidersammlung hieß es früher.
Uhrzeit: "Veier" wird "Viier" ausgesprochen

Dang-ge! Dodevunn lebt das Gollebiebsche!

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